Ob Liebeskummer oder Jobfrust, beginnende Herbstdepression oder nerviger Ärger mit den Nachbarn: Die richtigen Farben können Ihre Stimmung beeinflussen und dabei helfen, Probleme zu lösen. 10 Tipps für schwierige Lebenslagen. Von Antonia Wemer
Farben sind nicht einfach nur schön anzusehen. Laut Farbpsychologie können sie auch die Energielevel und die Psyche beeinflussen. So soll etwa Rot den Adrenalinspiegel steigen lassen, Gelb die Laune heben und Blau beruhigend wirken.
Einer japanischen Studie zufolge sinkt bei blauer Straßenbeleuchtung sogar die Kriminalitätsrate in Städten. Der Farbe Grün wiederum wird nachgesagt, dass sie zufriedener macht und außerdem noch die Konzentration stärkt. Wie welche Farbe auf die Psyche wirkt, hängt natürlich auch vom Kontext ab. Ein Beispiel: Als Wandfarbe kann Blau an den Himmel oder das Meer erinnern und dadurch ein entspannendes Gefühl von Weite vermitteln.
Bei Lebensmitteln ändert sich die Wirkung allerdings radikal: Blau ist die einzige Farbe, die in natürlicher Nahrung kaum zu finden ist – außer das Produkt schimmelt. Deshalb wird sie von vielen Menschen beim Essen als eher abstoßend wahrgenommen. Blaue Teller sollen sogar beim Abnehmen helfen. Wenn im Herbst die Blätter beginnen, sich zu verfärben, sieht man in der Natur verstärkt die Farben Gelb, Orange und Rot.
Das ist ein Glück, denn sie können gerade in der dunklen Jahreszeit unser Gemüt positiv beeinflussen. Aber auch mit Hilfe von Möbeln, Kleidungsstücken oder Leuchtmitteln in Rosa, Grün & Co. kann man in den lichtarmen Monaten für Freude und Optimismus sorgen. Hier sind zehn Tipps, wie Sie in schwierigen Situationen mit den passenden Farben für bessere Stimmung sorgen können:
Keine Lust auf gar nichts
Eigentlich gäbe es viel zu tun, aber Sie können sich einfach zu nichts aufraffen? Damit sind Sie im Herbst nicht allein. Wenn die Tage kürzer und kühler werden, übernimmt der innere Schweinehund bei vielen Menschen das Kommando. Die Folge: Antriebslosigkeit und fehlende Energie. Erfreulicherweise können warme Farben hier rasche Abhilfe schaffen.
Kuscheln Sie sich in eine knallgelbe Decke, schrauben Sie orangefarbene Glühbirnen in Ihre Lampen und betten Sie Ihren Kopf auf einen roten Polster. Der Powerschub, den Sie dadurch erfahren, sollte ausreichen, um Sie zu einem Spaziergang in der Natur zu bewegen. Dort wartet schon das erste bunte Herbstlaub, um Ihnen einen weiteren Farbkick zu geben. Gepaart mit frischer Luft ein wahrer Energiebooster!
Trauern um den Sommer
So mancher blickt im September wehmütig auf den Urlaub und die unbeschwerten Sommertage zurück – und kann es nicht fassen, dass schon wieder ein halbes Jahr kalte Dunkelheit vor ihm liegt. In diesem Fall helfen klassische „Ferienfarben“: Karibisches Azurblau, strahlendes Sonnengelb oder erfrischendes Wassermelonen-Rot bringen Strand-Feeling in den Herbst.
Aber auch saftige Grüntöne, die an Palmen oder Almwiesen denken lassen, können ein gutes Gefühl auslösen. Diese Farben können beispielsweise als Wohntextilien oder Wandfarben zum Einsatz kommen. Wer sich traut, setzt auch bei der Herbstkleidung auf Sommerfarben – und weckt damit auch bei anderen Urlaubserinnerungen, die happy machen.
Klassische Herbstdepression
Gehören Sie zu den Menschen, bei denen sich Lichtmangel aufs Gemüt schlägt? Dann machen Sie es am besten wie die Skandinavier, die ja viel Erfahrung mit diesem Problem haben: Umgeben Sie sich mit hellen Farben. Es ist kein Zufall, dass der nordische Wohnstil von Weiß, Beige und Fichtenholz geprägt ist.
Schließlich lässt sich der langen Dunkelheit in der Region auf diese Weise etwas entgegenstellen. Starke Akzente setzt man am besten mit Rot. Verzichten sollten Menschen mit Herbstdepression auf schwarze Möbel und düstere Wand- und Textilfarben. Ein Tipp: Wer sein dunkles Sofa nicht gleich neu tapezieren lassen will, kann auch mit einem lichtblauen, weißen oder roten Überwurf für Erhellung sorgen.
Akuter Liebeskummer
Ob man „nur“ einer Urlaubsromanze nachweint, die Trennung vom langjährigen Partner verkraften muss oder von dem Menschen, in den man verliebt ist, erst gar nicht erhört wurde: Herzschmerz tut immer weh. Mit den richtigen Farben lässt er sich ein wenig lindern. Vor allem Grün kann dabei heilsam sein: In der Farblichttherapie wird es zur Entspannung und gegen Schlafstörungen eingesetzt.
Aber auch Blau ist empfehlenswert: Es wirkt schmerzlindernd, nervenberuhigend und kühlt das Gemüt. Etwaige Aggressionen können in einer blauen Umgebung leichter unter Kontrolle gebracht werden. Ebenfalls eine gute „Liebeskummer-Farbe“ ist das sanfte Rosa: Es schenkt Geborgenheit. Gelb wiederum soll den Freiheitsdrang stärken – und beim Loslassen helfen.
Ausgerechnet jetzt: Jobfrust
Nach dem Sommer mit frischem Elan auf die Arbeit stürzen – das ist oft leichter gesagt als getan. Schließlich macht der Job nicht immer so viel Freude wie er sollte. Damit Sie auch in schwierigen Phasen nicht die Motivation verlieren, können Sie sich mit ein paar Farbtupfern in Durchhaltelaune versetzen. So steigert etwa Gelb die Vitalität und das Selbstvertrauen, Lila stärkt das seelische Gleichgewicht und Grün unterstützt die Konzentration.
Auch Blau kann die Aufmerksamkeit erhöhen. Und Holztöne wirken stabilisierend und vermitteln Sicherheit. Wer seinen Arbeitsplatz nicht selbst gestalten darf, kann zumindest mit kleinen Accessoires oder einem Poster die passenden Farbtupfer setzen.
Immer diese Streitereien!
Am Arbeitsplatz kommt es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten? Zu Hause in der Familie wird regelmäßig über unnötige Dinge gestritten? Es gibt ständig Reibereien unter den Nachbarn? Natürlich können Farben keine vernünftige Aussprache ersetzen, aber sie helfen mitunter, das Aggressionslevel niedrig zu halten. Ist die Stimmung bereits aufgeheizt, sollte man mit Rottönen eher sparsam umgehen. Besänftigend wirken Grau und Rosa, auch Blau und Grüntöne können mehr Ruhe in den Raum bringen. Laut Feng Shui hilft ein blasses Lila Menschen damit, gelassener mit den eigenen Gefühlen umzugehen.
Schlaflos im September
Ebenfalls aus dem Feng Shui stammt der Ratschlag, bei Schlafproblemen das Schlafzimmer nicht allzu knallig einzurichten. Als günstig gelten sanfte, warme Töne wie Kupfer, Apricot, Creme und Kakao, die Geborgenheit vermitteln. Auch ein zartes Grün kann eine positive Wirkung haben. Sehr dunkle, schwere Farben sind hingegen ungünstig:
Sie können Schwermut auslösen und zum Grübeln verleiten – was wiederum das Einschlafen behindert. Wichtig ist auch, dass der Raum nicht mit wilden, bunten Mustern überladen wird. Das schafft Unruhe, die ebenfalls wach hält. Am besten kombinieren Sie einfärbige Möbel und Textilien, die farblich eine Harmonie bilden, und beschränken starke Farbakzente auf Accessoires, die leicht ausgetauscht werden können.
Mutlos? Mut! Los!
Gehören Sie zu den Menschen, die bei Schwierigkeiten eher den Rückzug antreten als sich dem Problem zu stellen? Gerade der Herbst verleitet dazu, sich zu verkriechen. Farben, die das Selbstbewusstsein stärken und Ängsten entgegenwirken, können dabei helfen, wieder mehr Initiative zu zeigen. Pink und Rot zählen ebenso dazu wie Gold und Gelb. Und Violett soll bei furchtsamen Menschen kleine Wunder wirken: Dieser Farbe wird nachgesagt, dass Sie die Tür zum tiefsten Inneren öffnen kann, damit man Zugang zu seinen eigenen Stärken findet.
Den Kopf voller Sorgen
Wird der Chef morgen sauer sein, weil er den Fehler bemerkt, den man letzte Woche gemacht hat? Gehen sich mit dem Geld, das man am Konto hat, alle Zahlungen bis zum Monatsende aus? Ist der Partner, mit dem man zusammen ist, auch wirklich der Richtige? Schaffen die Kinder die Schule – und wenn nicht, was dann? Jeder schlägt sich ab und an mit sorgenvollen Gedanken herum.
Das Rezept dagegen heißt: Optimismus. Und den schenkt man sich am besten mit sonnigen Farben wie Gelb oder Orange. Besonders gut wirkt dieser Trick in Ländern mit kühlerem Wetter: Laut einer Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz spielen nämlich bei der Wirkung von Farben die klimatischen Bedingungen eine Rolle. Gelb wird beispielsweise in Regionen mit wenig Sonnenschein stärker mit Freude verbunden als in Gegenden mit vielen Sonnenstunden.
Krank im Bett
Bereits in der Antike wurden Kranke mit farbigen Salben bestrichen oder in bunte Tücher gewickelt. Im Ayurveda werden den sieben Farben des Regenbogens Heilkräfte zugeschrieben. So soll etwa Rot den Kreislauf anregen, ein Zuviel davon aber zu Entzündungen führen. Blau hingegen soll bei Leberstörungen helfen und Grün dem Herzen Glück bringen.
Auch die chinesische Medizin bedient sich in ihrer Ernährungslehre verschiedener Farben und verknüpft sie häufig auch mit Geschmäckern: Bittere, rote Speisen gelten als stärkend für das Immunsystem, gelbe sollen einen positiven Effekt auf die Milz haben. Scharfe weiße Lebensmittel – wie Knoblauch oder Zwiebel – werden dem Element Metall zugeschrieben. Es heißt, sie würden auf Lunge und Dickdarm wirken und das Sehvermögen verbessern. Salzige, schwarze Nahrung wiederum soll Niere und Blase beeinflussen und regenerierend wirken.
Ein Beispiel dafür ist die in Asien beliebte Sojasauce. Wer im Herbst mit einer Erkältung und Husten im Bett liegt, kann versuchen, mit einem Farblichtgerät Linderung zu schaffen. Oder man probiert es einfach mit einem grünen Kopfpolsterbezug: Diese Farbe soll Beschwerden mit den Bronchien lindern. Außerdem bringt sie ein wenig Frühling ins Schlafzimmer. Den kann man, wenn man in der kühlen Jahreszeit verkühlt ist, auf jeden Fall gut brauchen.