Etliche Menschen klagen in der warmen Zeit über Schwindel, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Oft steckt ein veränderter Blutdruck dahinter. Warum reagiert unser Körper so empfindlich und was können wir gezielt tun? Von Mag. Regina Modl
Wenn die Temperaturen steigen, verändert sich auch unser Kreislauf. Der wichtigste Grund für Blutdruckschwankungen im Sommer ist die Hitze, denn dabei muss das Herz verstärkt arbeiten.
Das Herzminutenvolumen (Menge des Blutes, die das Herz in einer Minute in den Blutkreislauf pumpt) erhöht sich in Ruhe auf das ca. 2,5-fache. Bereits Temperaturen über 25 Grad Celsius können für Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefährlich werden.
Starke Schwankungen von Luftdruck sowie rascher Anstieg oder plötzlicher Abfall der Temperatur wirken sich besonders negativ aus und die Herzkranzgefäße können verkrampfen. Wird es richtig warm, weiten sich die Blutgefäße. So kann der Körper mehr Wärme abgeben, um sich vor Überhitzung zu schützen.
Dieser natürliche Mechanismus hat zur Folge, dass das Blut durch die geweiteten Gefäße langsamer fließt und der Blutdruck dadurch sinkt. Besonders bei Personen, die ohnehin zu einem niedrigen Blutdruck neigen, kann dies schnell zu Problemen führen. Es treten mitunter Kreislaufbeschwerden mit Symptomen wie Schwindel, Schwäche, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Flimmern vor den Augen oder Muskelkrämpfe auf.
Achtung bei Bluthochdruck!
Bei Herzproblemen und Bluthochdruck sollte man besonders aufmerksam bleiben. Es drohen plötzlicher Blutdruckabfall, Kreislaufkollaps, Herzrhythmus-Störungen oder ein Infarkt. Wer blutdrucksenkende (aber auch entwässernde) Medikamente einnimmt, sollte bei langanhaltender Hitze unbedingt mit dem Arzt über eine möglicherweise notwendige Anpassung der Dosis sprechen.
Denn die Arzneien wirken dann oft stärker als gewünscht und es kann zu Herz-Kreislaufproblemen kommen. Das gilt übrigens nicht nur, wenn in der Heimat die Temperatur steigt, sondern auch bei längeren Reisen in ein heißes Land. Auf keinen Fall jedoch die Dosis der Medikamente auf eigene Faust verringern! Es ist daher ratsam, den eigenen Blutdruck in der warmen Zeit regelmäßig zu kontrollieren. Dafür ist eine korrekte Messung entscheidend.
Am besten misst man den Blutdruck morgens, noch vor dem Frühstück und vor der Einnahme von Medikamenten, sowie abends zur gleichen Zeit. Der Arm sollte in Herzhöhe gelagert sein, man sollte vorher einige Minuten ruhig sitzen. Reden, Bewegung oder Stress verfälschen die Werte. Moderne automatische Geräte sind zuverlässig, aber auch hier lohnt sich der regelmäßige Abgleich mit dem Arzt oder der Ärztin.
So schützt man sich vor Problemen
Wer weiß, dass sein Blutdruck sensibel auf Temperaturen reagiert, kann vorbeugen. Viel trinken ist das Wichtigste – bei Hitze verliert der Körper über den Schweiß große Mengen Flüssigkeit, die ersetzt werden muss, damit das Blutvolumen stabil bleibt. Zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßter Tee sind ideal.
Auch salzhaltige Speisen können helfen, den Kreislauf zu stabilisieren, besonders bei Menschen mit niedrigem Blutdruck. Bewegung sollte möglichst in die kühleren Morgen- oder Abendstunden verlegt werden. Kalte Fußbäder, Wechselduschen oder kurze Ruhephasen im Schatten tun ebenfalls gut.
Blutdruck richtig messen:
• Messen Sie morgens und abends jeweils ungefähr zur gleichen Zeit. Während des Vorgangs nicht sprechen und den Arm nicht bewegen.
• 30 Minuten bevor Sie messen, nicht mehr rauchen, keinen Kaffee oder Alkohol trinken. Dies kann sich nämlich auf den Blutdruck auswirken.
• Etwa fünf Minuten Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen. Setzen Sie sich aufrecht hin, stellen die Beine auf den Boden und legen den Arm auf Herzhöhe ab.
• Legen Sie nun eine passende Manschette direkt auf der Haut (nicht über der Kleidung) zwei Finger breit über der Ellenbeuge an. Sie sollte 80 Prozent des Oberarms bedecken. Messen Sie zuerst am besten an beiden Armen und verwenden dann später jene Seite, welche die höheren Werte aufwies. Nun messen Sie zweimal mit einer Minute Abstand, am besten die Manschette gleich für die zweite Messung am Oberarm belassen.
Welche Werte sind normal?
• Als Normalbereich, der als „nicht erhöhter Blutdruck“ bezeichnet wird, gilt bei Erwachsenen ein Wert von <120/70 mmHg.
• Laut neuen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) wurde die Klassifikation „erhöhter Blutdruck“ für Werte von 120-139/70-89 mmHg eingeführt.
• Die Diagnose arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) >140/90 mmHg gestellt.
• Diese Werte beziehen sich auf die Messung in Ordinationen. Zu Hause können die Werte oft niedriger ausfallen als beim Arzt. Um diese sogenannte „Weißkittel-Hypertonie“ zu entdecken, empfiehlt es sich, regelmäßig in den eigenen vier Wänden zu messen.
• Bedenken Sie auch, dass der Blutdruck nicht konstant ist und es immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Nach 28 Messungen (sieben Tage lang, zweimal in der Früh, zwei Mal am Abend) lässt sich ein Durchschnittswert ermitteln und der Arzt vermag eine Aussage bezüglich des Krankheitsgeschehen zu treffen.
Hitzetipps vom Roten Kreuz
Duschen Sie nicht kalt, sondern lauwarm, um sich zu erfrischen. Das öffnet die Poren, und der Körper gibt die Wärme besser ab. Besprühen Sie Gesicht, Arme, Unterschenkel und Füße mit einer Sprühflasche. Vor allem ältere Menschen brauchen Abkühlung. Sie schwitzen weniger als Jüngere. Dadurch wird die Körpertemperatur nicht ausreichend reguliert. Mehr Wohlbefinden können auch kalte Umschläge und Fußbäder bringen.
Vermeiden Sie körperliche Anstrengung in der Hitze. Nutzen Sie die kühlen Morgen- und Abendstunden, um Sport zu treiben oder Einkäufe zu erledigen. Bleiben Sie im Schatten. Auch die Kleidung sollte man an die Temperaturen anpassen: Weite, luftige Kleidung und Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor schützen vor Sonnenbrand und Hautkrebserkrankungen.
Tipps für ein cooles Zuhause: Damit die Hitze draußen bleibt, schließen Sie untertags Vorhänge, Jalousien und Fensterläden. Lüften Sie morgens und abends gut durch und lassen Sie idealerweise die Fenster nachts offen. Wenn das nichts nützt, ab ins Kino, Einkaufszentrum, in die Bücherei oder in ein Cooling Center des Roten Kreuzes. Schon wenige Stunden im Kühlen entlasten den Körper erheblich.
Todesfalle Auto: Lassen Sie niemals Kinder oder Tiere allein im Auto zurück. Wenn die Sonne auf das geparkte Fahrzeug knallt, können die Temperaturen innerhalb weniger Minuten auf gefährliche 70 Grad steigen. Kopfschmerzen, Schwindel, Schlappheit, Krämpfe in Armen oder Beinen, trockener Mund bis hin zu Übelkeit und Erbrechen - das alles kann auf einen Hitzenotfall hindeuten.
Erste Hilfe Maßnahmen: Den Betroffenen in den Schatten bringen und die Körpertemperatur durch Kühlen sowie Zuführen von kühlem Wasser senken. Beim Hitzschlag ist der Fokus auf die Kühlung des Kopfes zu legen, da die Hitze auch zu Hirnschwellungen führen kann. Daher Stirn und Nacken mit Wasser benetzen sowie Umschläge für Arme und Beine machen: dazu kann beispielsweise ein feuchtes Handtuch verwendet werden. Die Person sollte aufrecht sitzen und Wasser trinken. Falls diese Maßnahmen nicht rasch zu einer Besserung führen, unbedingt den Notruf 144 wählen!