„Krone“-Ombudsfrau und TV-Talkerin Barbara Stöckl weiß fast alles über Vorsorge, gesunden Lebensstil und Ernährung, tappt aber dennoch manchmal in die Zuckerfalle. Was am besten hilft? Bewegung! Von Karin Podolak
Der Schein im Studiolicht trügt nicht: Barbara Stöckl meint, was sie sagt und weiß, wovon sie spricht. Als „Krone“-Ombudsfrau genauso engagiert wie als Moderatorin, Buchautorin, als Stimme für jene, die Hilfe oder Unterstützung benötigen, gehört sie zu jenen Personen in Österreich, die tatsächlich etwas erreichen. Dabei kann der Medienprofi auf einen bald 40-jährigen Erfahrungsschatz ihrer Karriere zurückblicken und ist eine ganz wunderbare Gesprächspartnerin. Bodenständig, freundlich und klug. Witzig, charmant, unprätentiös.
Ich habe Barbara Stöckl in ihrem Büro in der „Krone“-Ombudsfrau Redaktion zu einem Nachmittags-Plausch getroffen. Passenderweise unter dem bunten „Peace-Zeichen“-Bild (kleines Foto rechts), das ihr die Kolleginnen und Kollegen eigenhändig mit viel Liebe gemalt haben. Es strahlt Zuversicht und Hoffnung aus, sendet positive Energie, genauso wie die Inhaberin des Büros. Denn der größte Wunsch der vielfach ausgezeichneten Journalistin (Romy, Goldenes Verdienstkreuz der Republik Österreich, diverse Pressepreise) – allen Widrigkeiten zum Trotz – ist es, dass wir in Frieden leben dürfen und unsere Probleme gemeinsam meistern.
Ein Schwerpunkt ihrer Berichterstattung stellt zudem die Aufklärung über die wichtigsten Gesundheitsthemen dar. Dafür begeistert sich „die Stöckl“ selber und will auch andere zu bewussterem Umgang mit Körper und Seele veranlassen.
Wenn man sich so wie du beruflich regelmäßig mit Vorsorge- und Medizinthemen auseinandersetzt, die neuesten Expertenmeinungen kennt – hält man sich dann auch wirklich brav an alle Empfehlungen?
Ich beschäftige mich tatsächlich sehr viel mit der Gesundheitsthematik, schon seit Help-TV (Anm.: 1995-2008) und jetzt immer wieder im Rahmen der Gesundheitsschwerpunkte im ORF bei STÖCKL LIVE. Gerade bei der Vorsorge bin ich im Wissen sicher „Weltmeisterin“, beim eigenen Verhalten zeigt sich aber leider das Phänomen, das wohl viele kennen: der Schweinehund als treuer Begleiter! Egal, ob es um Bewegung geht, oder gesunde Ernährung – das konkret umzusetzen, bleibt eine andauernde Herausforderung. Ich bin leider eine „Süße“, mag Mehlspeisen und Schoko oder auch Eis allzu gerne, weiß aber, dass zu viel Zucker ein großer Energieräuber ist! Auch, wenn das Gehirn eine gewisse Menge davon braucht, um gut zu funktionieren.
In die Zuckerfalle tappen die meisten von uns hin und wieder – mir inklusive – vor allem in Stresssituationen oder zur Belohnung. Du also auch?
Wie so oft geht es um die Dosis, hin und wieder ein Stück Bitterschokolade ist ok, aber jeden Tag Kuchen eben nicht. Und aus der Zuckerfalle herauszukommen, ist gar nicht so leicht. Das ist ein regelrechter „Entzug“, das „Zucker-Jo-Jo“ verlangt nach immer mehr. Viele Lebensmittel enthalten eben auch Zucker , wo man es auf den ersten Blick gar nicht ahnt. Da braucht es Aufklärung, Information, breites Wissen, als Grundlage – und das am besten von Kindheit an!
Direkt damit in Zusammenhang steht eine weitere gemeine Falle: die Diät. Hast du das auch schon einmal erlebt und welche Diät hast du ausprobiert?
Jede! Aber keine hilft. Um Gewicht zu reduzieren und zu halten, funktioniert nur eine dauerhafte Umstellung des Lebensstils. Dabei klingt das alles zunächst einmal ganz einfach – viel Wasser trinken, ausreichend schlafen, am Abend Kohlenhydrate meiden, zwischendurch 16 Stunden nix essen und natürlich auch noch Bewegung machen. Schwierig ist das aber schon manchmal. Dafür ist oft eine gehörige Portion Willenskraft vonnöten.
Man hat den Eindruck, du strotzt nur so vor unerschöpflicher Kreativität und strahlst dabei so eine ruhige Besonnenheit aus. Immerhin bist du seit Anfang der 1980er-Jahre in den unterschiedlichsten Medien präsent. Woher nimmst du die Kraft dafür?
Ich versuche viel zu gehen, „Powerwalking“ würde man wohl heute dazu sagen. Die Natur gibt mir außerdem viel Kraft. Und jede Woche wird zumindest eine Pilates Stunde fix eingeplant. Unsere Pilates-Trainerin Irene versteht es, uns durch immer neue Inputs zu motivieren. Wenn es besonders wehtut, dann kommt: „Und Lächeln!“ Damit geht es tatsächlich leichter. Gerade bei Sport oder Bewegung ist die Freude, die man dabei entwickelt so wichtig! Sonst macht man es nämlich nicht. Die Möglichkeit zu regelmäßiger Bewegung muss für mich „am Weg“ liegen, dann ist das zumindest eine Hürde weniger! Wenn ich erst zwei Stunden wo hinfahre, um dort zu laufen, kann ich das nicht in meinen Alltag einbauen. So geht es den meisten Menschen. Daher sollte man sich die Bewegungsform suchen, die am besten zu einem selbst und zu seinem Leben passt. Egal, was gerade „in“ ist.
Eines der großen Anliegen, die du immer wieder aufgreifst, ist seelische Gesundheit. Was wäre aus deiner Sicht derzeit besonders wichtig?
Seit 30 Jahren wird darüber diskutiert, dass Psychotherapie auch eine Krankenkassenleistung sein sollte – sein muss! Und das ist in vielen Fällen immer noch nicht Realität. Es kommt immer etwas dazwischen, für tausende Menschen ist das ein großes Unglück! Sich professionelle Hilfe zu holen, wenn die Seele weint, ist ohnehin nicht ganz einfach – aber es muss endlich und für alle leistbar sein! Wir sollten auch im eigenen Umfeld aufmerksam mit diesem Thema umgehen. Sorgen, Kummer, Traurigkeit müssen ihren Platz haben in einer Welt, die immer danach fragt, ob du funktionierst. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn diese seltsame Zeit, die wir gerade erleben, da ein Umdenken bewirkt.
Deine persönliche Methode, um die modernen Herausforderungen zu meistern?
Pausen einlegen. Gespräche mit guten Freunden, die beste Freundin treffen – und die Erfahrung: ich darf mich anderen zumuten! Wenn gar nix geht – geht immer noch ein Vanillepudding!
Gibt es einen „Notfall-Stress-Tipp“ von dir, oder bist du immer so gelassen und fokussiert wie bei deinen Moderationen und TV-Sendungen?
Ich bin gar nicht so gelassen, wie es vielleicht scheint. Ich bin in „angespannter Erwartung“, aber doch meist gut vorbereitet, ausgeschlafen – man sollte es auch nicht gar so wichtig nehmen. Ich will natürlich gute Sendungen machen, gleichzeitig ist es aber „nur Fernsehen“. Das vermittle ich auch meinen Gästen, das Gefühl, dass sie gar nichts falsch machen können. Das Leben ist kein Pferderennen und keine Prüfung. Jedenfalls nicht immer. Durchatmen. Und Freude am Moment haben!
Seit 2009 als „Krone“-Ombudsfrau im Dienst der Gerechtigkeit und Menschlichkeit engagiert, musst du dich unablässig mit Sorgen der Leser beschäftigen. Zwar unterstützt durch ein tolles, nicht minder umtriebiges Redaktionsteam, aber doch an vorderster Front. Gibt es da Ausgleichsstrategien?
Ich bin nicht immer nur mit Problemen konfrontiert, sondern schreibe auch „Was wirklich zählt“, also die guten Nachrichten und wie wichtig diese für die Gesundheit sind. Gerade nach mehr als zwei Corona-Jahren und all den Belastungen derzeit sind viele Menschen sehr erschöpft, depressiv, leer und ausgebrannt. Der heurige Sommer war daher schon bitternötig zur Entspannung, auch wenn die Corona-Zahlen wieder steigen. Wir werden aber damit leben lernen.
Ein erster Schritt kann sein, sich an kleinen, schönen Dingen aufzurichten.
Ein Lächeln – nicht selbstverständlich, danke dafür!
Ein nettes Wort! Großartig!
Lob an Mitarbeiter, Kollegen, Freunde, Familie.
Und immer wieder hinaus in die Natur. Jetzt in die Berge, durch den Wald, an die Seen – das sind unglaubliche Kraftquellen, um die uns andere zurecht beneiden. Wir haben das in Österreich alles vor der Haustüre!
Arbeitest du an neuen/aktuellen Projekten, die dir besonders am Herzen liegen?
Im September wird es wieder ein STÖCKL LIVE geben, diesmal mit dem Ziel, auf die Ernährung zu fokussieren. In Zeiten der Teuerung gestaltet es sich für viele noch schwieriger, sich gesund zu ernähren. Und viele haben noch Corona-Kilos auf der Hüfte. Dabei geht es nicht um Diäten, sondern um das Wissen, WAS man essen muss, um schlank zu werden. Gesund schlank halt, Wohlfühlgewicht heißt das heute, denn wir wollen keinen Druck machen, sinnlosen, überholten Schönheitsidealen zu entsprechen. Und da sind Ernährung und Bewegung nun einmal so wichtig!
Darauf dürfen wir auf jeden Fall gespannt sein, ich freue mich darauf! Ein gutes Motto für den Wiedereinstieg nach dem Urlaub. Apropos: Welches Motto aus deinen vielen Gesundheitssendungen und Expertengesprächen empfindest du als besonders hilfreich bzw. hat dir selber geholfen?
Gerade in der Corona-Zeit haben mir die zahlreichen Experten und Expertinnen sehr geholfen, die uns da meiner Meinung nach wirklich gut durchnavigiert haben. Ich leide manchmal unter einem „wackeligen“ Kreislauf, da unterstützt der klassische Tipp: Beine hochlagern, kühles Tuch in den Nacken. Mehr Wasser zu trinken, hilft auch fast immer.
Vor kurzem hat mir jemand gesagt: Du kannst im Leben hinten nichts dranhängen. Das macht einem bewusst, dass man sein Leben selber gestalten muss und dass dieses auch ein Ende hat . . .