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Jeder verdient Applaus

Der „Vorturner der Nation“, Philipp Jelinek, ist am glücklichsten, wenn er Menschen bewegen kann. Nicht nur im Sinne der Motivation zu mehr Fitness, sondern auch emotional. Eine perfekte Kombination. Von Karin Podolak

Darf I di drucken?“ Typisch Philipp. Sprach’s und gibt mir schon eine freundschaftliche Umarmung mit auf den Heimweg. Eine Geste, die mich trotz Staus, Verkehrschaos und ständig brummendem Handy mit einem Lächeln auf den Lippen quer durch Wien zurück in die Redaktion begleitet. Natürlich tun auch die Übungen, die wir gemeinsam vor dem ORF-Gebäude am Küniglberg absolviert haben, das ihre, um sich besser zu fühlen. 

Der Moderator, Allround-Sportler, Motivationstrainer und Bewegungsbotschafter (Eigendefinition) Philipp Jelinek erreicht mit seiner Sendung „Fit mit Philipp“ (Mo–Fr ab 9.00 in ORF 2), jeweils etwa 200.000 Menschen aller Altersgruppen. Warum das so gut funktioniert, liegt vor allem daran, dass der 54-Jährige nie abgehoben agiert, sich immer noch über jeden einzelnen Mitturner freut und aus eigener Erfahrung weiß, wie schnell das Schicksal zuschlagen kann: Schwerer Radunfall 2011, Ängste, Panikattacken, Depressionen. Und immer wieder die Erkenntnis: Bewegung ist Leben! 

Wie schaffst du es, so breite Teile der Bevölkerung und sogar Bewegungsmuffel zu motivieren? Also, mittlerweile ist das tatsächlich zur Mission geworden, mit dem Ziel, so lange wie es geht mobil und selbstständig zu bleiben bis ins hohe Alter. Wir sind selbst für uns und unsere Gesundheit verantwortlich. Eine Grundfitness ist es dann auch, die es uns im Fall einer Krankheit, nach einem Unfall oder im Alter ermöglicht, wieder auf die Beine zu kommen. Probiert’s das einfach mal! Wichtig ist der Spaßfaktor – keiner muss, aber jeder kann! Ich bin nur der, der es vorzeigt, aber Ihr entscheidet, welchen Weg Ihr geht. 

Viele Menschen meinen, sie hätten zu wenig Zeit für eine tägliche Sporteinheit. Wie hältst du dagegen? 17 Minuten pro Tag, 5 mal die Woche mit meinen Übungen reichen aus. Spazierengehen, Nordic Walken oder Radfahren dazu und du hast für deinen Körper schon sehr viel getan! Sogar, wenn schon eine Krankheit zugrunde liegt. Ich habe etwa bei der Österreichtour eine Dame kennen gelernt, die wegen ihrer schweren Osteoporose immer wieder Knochenbrüche erlitten hatte. Seit sie nun schon eineinhalb Jahre mit uns turnt, kam es heuer zu keinem einzigen Bruch mehr! Es bestätigen ja auch Mediziner, dass Muskelkräftigung die beste Methode ist, die Knochen zu stärken und zu erhalten. 

Bewegungsmangel ist schon bei der Jugend ein Problem. Sie für Sport zu begeistern, liegt dir besonders am Herzen, oder? Mein Hauptziel ist es, dass auch Kinder jeden Tag diese 17 Minuten Übungen aus meinem Programm machen. Dass es funktioniert, zeigt sich in Schulen, die das bereits ausführen. Schon 2020 probierte es eine AHS und eine HTL aus. In beiden Schultypen kam das super an! Mittlerweile laden mich Schulklassen ein, mit ihnen zu turnen, das mache ich sehr gerne. Dabei ist es mir wichtig, ihnen Folgendes mitzugeben: Respekt, Anstand, Wertschätzung. Die Jugend ist unsere Zukunft! 

Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, wird sich das Gesundheitssystem die Folgeerkrankungen durch Übergewicht, Beschwerden am Bewegungsapparat uvm. nicht mehr leisten können. Unser Körper ist nicht auf Untätigkeit ausgerichtet. Es heißt eben aus gutem Grund Bewegungs- und nicht Liege- oder Sitzapparat... 

Deine Übungen sind so einfach gehalten, dass mancher darüber schmunzelt – bis er mal mitgemacht hat. Wie wählst du das Programm aus? Meine Anleitungen sind bewusst nicht kompliziert aufgebaut, sollten aber auch nicht unterschätzt werden. Wenn bei mir Spitzensportler mitmachen, kommen sie immer wieder drauf, dass sogar sie in manchen Bereichen Defizite haben, weil sie oft einseitig trainieren. Jeder, der darüber lacht, soll es einmal probieren und wird sehen, was das bringt! Ich konzipiere die Übungen mit meinem Freund, dem Sporttherapeuten Thomas Schmal. Man muss nicht alles neu erfinden, aber die Qualität muss stimmen. Wir haben jetzt etwa 120 Übungen, die man variieren und immer wieder anders zusammensetzen kann. Der Toni Giger (Anm.: ehem. österreichischer Alpinskitrainer und Sportdirektor) hat einmal gesagt, es braucht jemanden, der es vorzeigt. Und das ist es eben, was ich am besten kann. Keiner von uns ist allein, gemeinsam stehen wir auf der Matte. Und der Applaus gebührt jedem Einzelnen, der mitmacht! 

Egal wohin du kommst, wirst du angesprochen und nimmst dir auch viel Zeit für deine Fans. Ist das nicht auch manchmal anstrengend? Auch ich brauche natürlich meine Auszeiten und muss meine Kraft einteilen. Aber „Fit mit Philipp“ ist mehr als nur eine Sendung für mich, das bin ich, 24 stunden am Tag, 7 Tage die Woche! Dafür nehme ich mir immer gerne Zeit und ich bin jeden Tag dankbar, dass ich das machen und mir die Geschichten der Menschen anhören darf. Das, was du von den Menschen zurück bekommst, ist unbezahlbar. Der schönste Job der Welt! 

Fällt dir ein Beispiel ein? Eine Bekannte erzählte mir zu Beginn der Pandemie, sie müsse für ihre Mutter Handgriffe für Bad und WC einbauen lassen, weil die alte Dame nicht mehr so mobil wäre. Nachdem ich sie jetzt wieder einmal getroffen hatte, fragte ich danach. Die Antwort kam prompt, und zwar von ihrer Mama: „Seit ich mit Philipp turne, brauch’ ich das nicht mehr!“ So etwas freut mich immer ganz besonders, denn es geht ja bei meinen Übungen im Wesentlichen auch um geschulten Gleichgewichtssinn und gute Koordination als Sturzprophylaxe im Alter. Ein riesiges Dankeschön in diesem Zusammenhang an alle in unserem Land, die sich für Bewegung einsetzen. Denn gemeinsam haben wir die Chance, etwas zu ändern. 

Übungen und Infos: www.fit-mit-philipp.at Buchtipp: „Fit mit Philipp“ erschienen im Verlag „edition a“, mit vielen Tipps für körperliches und seelisches Wohlbefinden und der „Extra-Portion Motivation“.

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