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GESUNDHEIT & VITALITÄT

So sorgt ‚sie‘ ambesten vor

Mit diesem Fahrplan kommen Frauen gesund durch das Jahr und erfahren, was für ihr Alter wirklich zählt. Von Dr. Eva Greil-Schähs

Wenn der Frühling langsam in Schwung kommt, steigt bei vielen auch die Motivation, wieder mehr für sich selbst zu tun. Denn wer lässt sich nicht gerne von der Zeit der Erneuerung und des Wachstums inspirieren? 

Nehmen Sie doch heuer den Frühling zum Anlass, Ihre Gesundheit aktiv in den Vordergrund zu stellen. Das gesundheitliche Bild, das von den Geschlechtern gezeichnet wird, folgt allerdings meist noch immer herkömmlichen Gesundheitsparametern, die in der Regel an einem auf Männer orientierten Blick ausgerichtet sind. 

Frauen und Mädchen haben im Unterschied zu diesen jedoch häufig andere Erkrankungsrisiken und Leidensverläufe sowie ein anderes Gesundheitsverhalten, werden aber aufgrund von geschlechterstereotypen Zuschreibungen oft unzutreffend diagnostiziert. Daher fragen sich gerade Frauen: Wo soll man anfangen, um gesund zu bleiben? Welche Maßnahmen muss ich ergreifen? 

Welche Untersuchungen sind ein Muss für den weiblichen Körper? Hier kann ein wohlgeplanter Gesundheitsfahrplan Klarheit in das Vorsorge-Wirrwarr bringen. Dieser trägt wesentlich dazu bei, das Wohlbefinden zu steigern und ernsthaften Erkrankungen vorzubeugen. Ein genauer Blick auf wichtige Vorsorgeuntersuchungen, unterteilt nach Altersgruppen, hilft, individuelle Gesundheitsziele für das restliche Jahr zu setzen. 

Zunächst muss der Lebensstil passen 
Vor allem anderen muss klar sein, dass an erster Stelle immer ein gesunder Lebensstil steht. Frauen erleben außerdem im Laufe ihres Lebens viele hormonelle Veränderungen. Eine gesunde Lebensweise ist deshalb für „sie“ in vielen Belangen noch wichtiger als für „ihn“, eben um Symptome hormoneller Veränderungen zu lindern – sei es während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder der Menopause. 

So sollten gerade Frauen sich ausgewogen ernähren und ausreichend Kalzium sowie Vitamin D zu sich nehmen, damit sie ihre Knochengesundheit unterstützen. Auch Eisen ist wichtig, besonders für Menstruierende, um Anämie vorzubeugen. Weiters gilt für „sie“: Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko für Brustkrebs und Osteoporose erhöhen sowie Leber- und Herzgesundheit beeinträchtigen. In Bewegung bleiben, denn: 

Körperliche Aktivität hilft nicht nur beim Erhalt eines gesunden Gewichts, sondern reduziert auch das Risiko für Brust- und Gebärmutterkrebs. Sie trägt zur Stärkung von Muskeln und Knochen bei und verbessert die psychische Gesundheit. Frauen sind aufgrund gesellschaftlicher und familiärer Rollen oft höheren Stressniveaus ausgesetzt. Lassen Sie sich daher – neben Sport – Techniken wie Yoga, Meditation und Achtsamkeit zeigen, um Stress abzubauen und die mentale Gesundheit zu unterstützen. 

Regelmäßige Untersuchungen wahrnehmen 
Zu einem gesunden Lebensstil zählt auch das regelmäßige Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen. Selbst wenn (noch) keine Beschwerden bestehen, lohnen sich diese Arztbesuche. Denn mit einfachen Tests lassen sich viele Krankheiten früh erkennen, mitunter sogar Beschwerden gänzlich verhindern. Gerne „vergessen“ wir jedoch darauf oder verschieben die Arztbesuche. Vor allem Frauen denken viel zu oft an den Rest der Familie und planen kaum für sich selbst. 

Der gesunde Kalender 
Ein einfacher Trick: Nehmen Sie sich gleich heute Ihren Kalender (und das Telefon) zur Hand und notieren Sie, was in den nächsten Monaten alles „angegangen“ werden soll. Vielleicht rufen Sie auch schon bei dem Arzt an? Wer nämlich konkrete Termine aufschreibt, trickst sich mit diesen „Verpflichtungen“ selber aus und hält sie eher ein. Seine Vorhaben auf das ganze Jahr aufzuteilen, hat außerdem durch die „Politik der kleinen Schritte“ eine höhere Chance, die einzelnen Puzzleteile seines gesünderen Lebens auch wirklich zu integrieren. 

Vorsorgefahrplan für jedes Alter 
Natürlich ist jeder Körper individuell, aber folgende Liste soll dazu dienen, einen groben Überblick darüber zu bekommen, wie Sie, je nachdem in welchem Alter Sie sich befinden, die Vorsorge sinnvoll über das restliche Jahr aufteilen können: 

20-30 Jahre: 
• März: Wir starten das gesunde Jahr mit einem Gesundheits-Check-up als wichtiger Marker für den allgemeinen Gesundheitszustand und zur Frühdiagnose möglicher Risiken. 
• Mai: Machen Sie sich einen Termin für eine Hautuntersuchung aus. Diese dient als Prävention gegen Hautkrebs und ist besonders wichtig nach vermehrter Sonnenbestrahlung. 
• September: Holen Sie sich beim Gynäkologen Infos zu Sexualgesundheit und zur HPV-Impfung. Das Humane Papillomavirus stellt eine Gruppe von Viren dar, die über 200 verschiedene Typen umfasst. Wer sich dagegen wappnet, hat bessere Chancen Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs oder Vaginalkrebs zu entgehen. Auch Genitalwarzen werden durch HPV verursacht. 
• November: Nehmen Sie sich Zeit für eine Blutuntersuchung, inklusive Cholesterin und Blutdruckmessen. Lassen Sie eventuell den Vitaminspiegel für generelle Vitalität bestimmen. 

31-40 Jahre: 
• April: Beginnen Sie an Brustkrebsvorsorge zu denken. Ab 30 sollten Sie die Früherkennung von Veränderungen im Brustgewebe im Auge haben. Auf jeden Fall jährlich zum Gynäkologen gehen! 
• Juli: Regelmäßige Augenuntersuchungen dienen zur Kontrolle von Sehvermögen und Früherkennung von Erkrankungen wie z.B. Glaukom. 
• Oktober: Ab zum Zahnarzt! Regelmäßige Kontrolle und professionelle Mundhygiene beim Facharzt als wichtige Bausteine zur Vermeidung von Karies und Parodontitis. 
• Dezember: Blutwerte und Herzgesundheit überprüfen lassen. Besonders Blutdruck und Cholesterin beginnen bereits in diesem Alter relevant zu werden. 

41-50 Jahre: 
• Mai: In dieser Altersspanne ist die Brustkrebsfrüherkennungs-Mammographie angesagt. Die Untersuchung selbst ist eine spezielle Röntgenaufnahme der Brust. Sie dauert nur wenige Minuten und hilft, Auffälligkeiten im Brustgewebe frühzeitig zu erkennen. Frauen von 45 bis 69 Jahren erhalten in Österreich alle zwei Jahre automatisch eine Einladung zur Mammografie. Frauen zwischen 40 und 44 sowie ab 70 Jahren können auf Wunsch teilnehmen. 
• Juli: Wie wäre es heuer mit einer Hormonspiegel-Untersuchung? So ein „Status“ gibt Aufschluss darüber, wie es mit den hormonellen Veränderungen aussieht. 
• November: Kennen Sie Ihre Zuckerwerte? Ein Diabetes-Screening, um die Blutzuckerwerte zu überprüfen, ist essenziell, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. 

51 Jahre und älter: 
• März: Die Darmkrebsvorsorge richtet sich vor allem an Männer und Frauen ab 50 Jahren. Bei familiärer Vorbelastung oder anderen Risikofaktoren kann diese auch früher beginnen. Die Koloskopie gilt als die umfassendste Untersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung und wird ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Sie ermöglicht die direkte Untersuchung des Dickdarms und die Entfernung von Polypen, die potenziell krebsartig sein könnten. 
• Mai: Ab dem 50. Lebensjahr ist eine ärztliche Beratung sinnvoll, um das persönliche Risiko für Osteoporose einzuschätzen. Ist das Risiko erhöht, empfehlen Fachleute eine Knochendichtemessung zur weiteren Abklärung. 
• Juni: Machen Sie einen jährlichen Herz-Kreislauf-Check! In diesem Alter ist das wichtiger denn je zur Früherkennung und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 
• September: Es ist Zeit für eine Hormon- und Schilddrüsenuntersuchung. 
• November: Augen- und Hörtest ausmachen, um altersbedingte Veränderungen zu erkennen. Eines steht fest: Frauen haben unterschiedliche Gesundheitsbedürfnisse, abhängig von Alter, Lebensstil und genetischen Faktoren. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen es, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu handeln. Sie tragen nicht nur zur Vorbeugung schwerer Krankheiten bei, sondern fördern auch ein ganzheitliches Wohlbefinden. Frühling ist eine Zeit der Erneuerung – der perfekte Anstoß, um auch Ihre Gesundheitsvorsorge zu erweitern und zu verbessern. Lassen Sie sich aber am besten vom Arzt beraten, um den individuellen Fahrplan optimal zu gestalten.

Die wichtigsten Vitalstoffe für den weiblichen Körper
• Kalzium: Wesentlich für die Knochengesundheit. Frauen sind besonders während der Menopause und danach von Osteoporose bedroht.
• Vitamin D hilft dem Körper, Kalzium aufzunehmen, und ist wichtig für die Knochengesundheit sowie das Immunsystem. Sonnenlicht ist eine natürliche Quelle, aber in vielen Regionen wird eine ergänzende Einnahme empfohlen.
• Eisen: Essenziell für die Bildung roter Blutkörperchen. Während der Menstruation verlieren Frauen Blut und damit Eisen.
• Folsäure (Vitamin B9) ist wichtig für jene im gebärfähigen Alter, da es zur Vorbeugung von Geburtsfehlern dient. Auch für die Zellteilung und Bildung roter Blutkörperchen relevant.
• Vitamin B12 unterstützt das Nervensystem und die Bildung roter Blutkörperchen. Besonders nötig für Vegetarier und Veganer, da es hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt.
• Magnesium für die Muskelfunktion, den Energiestoffwechsel und die Knochengesundheit. Es kann auch helfen, PMS-Symptome zu lindern.
• Omega-3-Fettsäuren fördern die Herzgesundheit und können entzündungshemmende Wirkung haben. Gut für Gehirn und positive Stimmung.
• Zink hilft dem Immunsystem, bei der Wundheilung und ist wichtig für gesunde Haut.
• Vitamin E ist ein Antioxidans, das Zellen vor Schäden schützt. Es spielt auch eine Rolle bei der Gesunderhaltung der Haut und der Abwehr.

Krebsvorsorge ist essenziell
Je früher Krebs diagnostiziert wird, desto eher kann eine Behandlung beginnen und damit Überlebenschancen und die Aussichten auf Heilung deutlich erhöht werden. Es braucht daher in Österreich den Ausbau von Prävention und Vorsorgemedizin. Experten appellieren überdies, das kostenlose Vorsorgeangebot jährlich in Anspruch zu nehmen. 

Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Leiter des Karl Landsteiner-Instituts für gynäkologische Onkologie und Senologie sowie Präsident der Österreichischen Krebshilfe, ergänzt, dass das Behandlungsangebot hierzulande auf sehr hohem Niveau gegeben ist: „Wir haben in Österreich eine hervorragende medizinische Betreuung von krebskranken Frauen und Männern. Um die Versorgung noch weiter zu verbessern, muss aber noch an mehreren Schrauben gedreht werden, zumal in Zukunft mit einer Erhöhung der Krebserkrankungen zu rechnen ist.“ 

Da auch immer mehr jüngere Menschen daran erkranken, sollte man auch über eine Vorverlegung einiger Früherkennungsuntersuchungen nachdenken. Wissenschaftliche Gesellschaften würden Vorsorgeuntersuchung bei Dickdarm und Prostata bereits ab 45 und bei der Brust bereits ab 40 Jahren empfehlen. Da mehr Krebspatienten auch eine höhere Belastung für das Gesundheitssystem bedeuteten, müsse überlegt werden, wie das pflegerische und medizinische Personal entlastet werden könne. 

„Die sogenannten Cancer-Nurses könnten einen wesentlichen Beitrag dazu leisten“, schlägt Prof. Sevelda vor. Sie verfügten über ein vertieftes Fachwissen und könnten als Bindeglied zwischen Patienten, Arzt und anderen Berufsgruppen Betroffenen kontinuierliche und individuelle Begleitung bieten.

Frauen und Herz
Frauen zeigen bei Herzerkrankungen oft andere Symptome und benötigen daher eine speziell angepasste Therapie. Daher muss das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede in der Symptomatik geschärft werden. Gerade der für Männer typische Brustschmerz bei einem Herzinfarkt bleibt bei Frauen häufig aus. Deshalb wird bei ihnen oft viel zu spät reagiert und daher gibt es mehr Komplikationen und auch eine höhere Sterblichkeitsrate. 

Achten Sie auf folgende Signale: Obwohl viele Frauen während eines Herzinfarkts Brustschmerzen spüren, beschreiben sie diese oft als Druck oder Enge, nicht als starken Schmerz. Manchmal treten diese Beschwerden schleichend auf. Probleme oder Unbehagen können in den Armen, dem Rücken, dem Nacken, dem Kiefer oder im Magen auftreten. Atemnot stellt ebenfalls ein häufiges Symptom bei „ihr“ dar. Frauen verspüren während eines Herzinfarkts häufiger Übelkeit oder erbrechen sich.

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