Die verschiedenen Schleimhäute des Körpers spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz gegen äußere Einflüsse. Von Dr. Eva Greil-Schähs
Ihnen wird viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, den verschiedenen Schleimhäuten im Körper! Die meisten Menschen wissen gar nicht, wo sie überhaupt solche Gewebe haben.
Nur, wenn sie in ihrer Funktion gestört sind, fällt auf, dass etwas nicht stimmt. Dabei sind diese Teile des Organismus enorm wichtig für unser Wohlbefinden. Zeit, sich näher mit diesen „Häuten“ zu beschäftigen! Denn gerade in der kalten Jahreszeit sollten sie in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken.
Ganz spezielle Gewebe
Schleimhäute sind spezialisierte Gewebe, die den Körper an inneren Oberflächen auskleiden und eine entscheidende Rolle im Schutz gegen äußere Einflüsse spielen. Sie befinden sich in Bereichen wie Mund, Nase, Atemwegen, Verdauungstrakt, Augen und Harnwegen. Diese Gewebe sind essenziell für die Aufrechterhaltung der Gesundheit, insbesondere im Winter, wenn die Anfälligkeit für Viren steigt.
Wie arbeiten nun diese Gewebeteile? Schleimhäute stellen gleichsam eine körperliche Barriere dar, welche krankmachende und schädliche Stoffe abwehrt. Durch die Produktion von Schleim, der Feuchtigkeit und Enzyme enthält, helfen sie, Eindringlinge wie verschiedene Keime zu neutralisieren und abzutransportieren. Darüber hinaus unterstützen sie die Immunabwehr durch spezifische Immunzellen, die in ihrem Gewebe vorhanden sind.
Winter macht anfälliger
Draußen ist es kalt, drinnen läuft die Heizung auf Hochtouren, was die Luft in den überhitzten Räumen oft austrocknet. Das führt mitunter dazu, dass auch die Schleimhäute auf dem „Trockenen liegen“. Damit verlieren sie jedoch ihre Fähigkeit, effektiv gegen Mikroorganismen vorzugehen. Diese Schwachstelle führt bei vielen Menschen zu einem erhöhten Infektionsrisiko.
Kein Wunder, dass dann „Wüsten-Luft“ und damit trockene Schleimhäute oft der Grund für vermehrte Erkältungs- und Grippefälle im Winter sind. Zusätzlich halten sich die meisten Personen in der kühlen Jahreszeit fast den ganzen Tag über in geschlossenen Räumen auf, was die Übertragung von Viren erleichtert.
Kratziger Hals, trockene Augen
Gleichzeitig hat die trockene Luft noch andere unangenehme Auswirkungen. Viele bemerken etwa diverse Reizungen, zum Beispiel Beschwerden wie Halskratzen, Nasentrockenheit und „Sandgefühl“ in den Augen. Was zur Verschärfung des Problems beiträgt: Niedrige Außentemperaturen können die Blutzirkulation in den Schleimhäuten verringern, wodurch ihre natürliche Abwehrfunktion ebenfalls geschwächt wird.
Abwehr beginnt in Mund und Nase
Ein wichtiger Beschützer der Gesundheit ist folgende spezielle Schleimhaut, nämlich die im Mund. Diese wappnet die orale Innenfläche – und spielt eine essenzielle Rolle bei der akuten Abwehr gegen Krankheitserreger. Sie ist überdies an der Produktion von Speichel beteiligt, der bestimmte Enzyme enthält, welche bei der Verdauung und Bekämpfung von Keimen helfen. Der Speichel hält außerdem die Mundschleimhaut feucht und gesund.
Die Schleimhäute in der Nase sind essenzieller Bestandteil des Atmungssystems und erfüllen mehrere Funktionen. Sie produzieren Schleim, der die eingeatmete Luft befeuchtet. Das hilft, die Atemwege vor dem Austrocknen zu schützen. Überdies fangen die speziellen Gewebe in der Nase Staub, Pollen und andere Partikel aus der Luft ein, die man beim Atmen einatmet.
Die schleimproduzierenden Zellen reinigen somit die Luft, bevor sie in die Lunge gelangt. Die Nasenatmung bringt noch weitere Vorteile: Die dortigen Blutgefäße in den Schleimhäuten helfen, die eingeatmete Luft auf Körpertemperatur zu bringen. Jedoch hat die Nase im Winter mit Problemen zu kämpfen: Durch Heizungsluft oder in trockenen Wetterlagen trocknen die Schleimhäute auch in diesem Körperteil leichter aus.
Dann treten wiederum sehr oft die bereits bekannten – und lästigen – Beschwerden auf. Dazu zählen Juckreiz, Nasenbluten oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. Wer das vermeiden möchte, greift am besten regelmäßig zu Nasensalben oder Kochsalz-Nasensprays. Das hilft dabei, die Schleimhäute feucht zu halten.
Raucher schaden ihrer Schleimhaut
Rauchen stellt eine erhebliche Gefahr für die Mundschleimhäute dar. Tabakrauch enthält nämlich zahlreiche schädliche Chemikalien, welche die Schleimhäute neben anderen Umwelteinflüssen noch zusätzlich austrocknen und reizen. Das macht gerade Raucher anfälliger für verschiedene Infektionen und für Veränderungen in der Zellstruktur der Mundschleimhaut. Solche Mutationen erhöhen das Risiko, an Krebs in der Mundhöhle zu erkranken.
Raucher verkühlen sich auch deshalb immer wieder, weil die Abwehrkräfte ihrer Schleimhäute durch die giftigen Substanzen im Qualm geschwächt werden. Viele bemerken das auch an vermehrten Entzündungen und Infektionen im Mundbereich. Zahnfleischerkrankungen stellen dann häufige Probleme dar. Jene, die dem Glimmstängel nicht entsagen können, leiden überdies sehr oft unter beeinträchtigtem Geruchs- und Geschmacksempfinden.
Mitunter Zeichen der langsamen Zerstörung der Schleimhaut! Daher stellt natürlich der Verzicht auf Rauchwaren den effektivsten Weg dar, um die Schleimhäute im Mund zu schützen und die allgemeine Mundgesundheit zu verbessern. Wer davon nicht lassen kann, sollte aber auf jeden Fall darauf achten, gründlich und regelmäßig die Zähne zu putzen (Zahnseide!) und professionelle Mundhygiene in Anspruch zu nehmen. Gerade Raucher müssen in regelmäßigem Abstand den Zahnarzt aufsuchen. Diese Kontrollen unterstützen dabei, frühe Anzeichen von Schleimhautschäden oder Mundkrebs zu erkennen und zu behandeln.
Trockene Augen sind unangenehm
Die Augen sind ebenfalls durch mehrschichtige Schleimhäute (sowie Tränenflüssigkeit) geschützt. Diese Mechanismen spielen auch hier eine wichtige Rolle bei der Befeuchtung und den Abwehrfunktionen. Tränen enthalten überdies Stoffe, die Bakterien abtöten und die Augenoberfläche schützen. Wieder einmal greifen kalte Luft, Heizung und geringere Luftfeuchtigkeit die Schleimhäute an und vermögen zu trockenen Augen zu führen.
Das ist mitunter unangenehm und führt zu Juckreiz, Rötung oder dem Gefühl von Sand in den Augen. Um Befeuchtung und damit Linderung der Beschwerden zu erreichen, greifen viele zu Augentropfen. Am besten sollten diese ohne Konservierungsstoffe auskommen. Außerdem ist Vorsicht geboten, wenn es um Bildschirmarbeit oder den oftmaligen Gebrauch von Smartphones geht. Regelmäßig Pausen einlegen, um die Augen zu entspannen.
Wer empfindlich ist, trägt draußen am besten eine Sonnenbrille oder eine Brille mit Seitenschutz, um die Sehorgane vor UV-Licht, aber vor allem vor kaltem Wind und Luftzug zu wappnen. Wussten Sie übrigens, dass eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Omega-3-Fettsäuren (z.B. aus Fisch, Leinsamen) eine gesunde Tränenproduktion unterstützen kann? Diese daher öfter in Mahlzeiten einbauen.
Schleimhäute schützen, so geht’s!
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Schleimhäute des gesamten Körpers während der kalten Jahreszeit gesund und feucht zu halten – und sich so auch ein Stück weit vor einer Ansteckung mit Viren zu wappnen. Der wichtigste Tipp: Trinken! Ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit (am besten Wasser) unterstützt den ganzen Körper dabei.
Die Verwendung eines Luftbefeuchters erhöht die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen. Lesen Sie im Kasten rechts, was Sie dabei beachten müssen. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen (besonders Vitamin C und D) und Mineralstoffen sorgt für die Regeneration der Schleimhäute. Salzlösungen können helfen, die Schleimhäute der Nase feucht und sauber zu halten. Rauchen vermeiden!
Vaginale Gesundheit ist wichtig
Die Schleimhäute der Scheide spielen eine wesentliche Rolle im weiblichen Körper. Sie haben spezifische Funktionen und Eigenschaften, die sie von anderen Schleimhäuten im Organismus unterscheiden. Die Vaginalschleimhaut produziert ein Sekret, das die Schleimhäute feucht hält und zusammen mit dem sauren pH-Wert (etwa 3,8 bis 4,5) eine Umgebung schafft, welche das Wachstum von krankheitserregenden Bakterien und Pilzen hemmt.
Durch den sauren pH-Wert und die gesunde Mikroflora, die vor allem aus Milchsäurebakterien (Laktobazillen) besteht, werden schädliche Mikroorganismen effektiv in Schach gehalten. Die Schleimhäute sind überdies elastisch und können sich Veränderungen anpassen, z.B. während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder den Wechseljahren.
Ein gestörtes Gleichgewicht in der Vaginalflora, etwa durch Antibiotikabehandlung, übermäßige Hygieneprodukte oder hormonelle Veränderungen, kann zu Infektionen wie bakterieller Vaginose oder Scheidenpilz führen.
„Untenrum“ zu trocken
Besonders in und nach den Wechseljahren lässt das Absinken des Östrogenspiegels die Vaginalschleimhaut dünner und trockener werden. Dies kann bei Betroffenen zu Beschwerden wie Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Ebenfalls zum Problem werden mitunter Duftstoffe und scharfe Reinigungsmittel, denn diese können die sensiblen Schleimhäute der Vagina reizen.
Vermeiden Sie daher aggressive Seifen und parfümierte Produkte, um das natürliche Gleichgewicht der Vaginalflora zu erhalten. Sanfte Reinigung mit Wasser reicht aus. Falls nötig, mit pH-neutralen Produkten arbeiten. Bei Bedarf gibt es spezielle Feuchtigkeitscremes oder Gleitmittel, welche für die vaginale Anwendung geeignet sind. Der Frauenarzt ist erster Ansprechpartner bei Beschwerden und sollte grundsätzlich regelmäßig für Kontrolluntersuchungen aufgesucht werden.
So klappt es, mehr zu trinken
Im Winter haben viele Menschen Schwierigkeiten damit, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, da das Verlangen nach Getränken oft geringer ausgeprägt ist als in den warmen Monaten. Hier sind einige Tricks, um mehr zu trinken:
• Halten Sie eine Wasserflasche in der Nähe auf dem Schreibtisch o.ä., sodass Sie schnell und ritualisiert zugreifen können.
• Trinkrituale etablieren, wie z.B. ein Glas Wasser nach jedem Essen oder jeden Besuch auf der Toilette.
• Bereiten Sie sich im Winter warmes Wasser, Kräuter- oder Früchte-Tees. Das schafft ein wohliges Gefühl. Schmackhaft ist auch ein Glas heißes Wasser mit Zitronenscheiben.
• Fügen Sie frische Früchte, Kräuter oder Gewürze zu Ihrem Wasser hinzu (z. B. Minze, Ingwer oder Zitrusfrüchte). Dies kann das Trinken angenehmer und schmackhafter machen.
• Mehr Obst und Gemüse mit hohem Wasseranteil, wie Gurken, Wassermelonen, Orangen und Suppen, verzehren.
• Machen Sie das Trinken zum Spiel, indem Sie Familie oder Freunde einbeziehen – wer hat heute schon ausreichend getrunken?
• Verschiedene Apps am Handy ermahnen zur gezielten Flüssigkeitszufuhr. Nehmen Sie an Trink-Challenges teil, um die Motivation zu steigern.
• Experimentieren Sie mit verschiedenen Arten von Getränken, wie Smoothies oder pflanzlicher Milch. Das schafft Abwechslung.
Luft richtig befeuchten
Um die Luftfeuchtigkeit zu überwachen, kann ein Hygrometer nützlich sein. Ideal ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent. So schaffen Sie bessere Luft:
• Geräte anschaffen, die speziell zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit entwickelt wurden. Sie gibt es in verschiedenen Ausführungen (z. B. Verdampfer, Ultraschallbefeuchter) und können an die Raumgröße angepasst werden. Wichtig: Reinigen Sie den Luftbefeuchter regelmäßig, um Schimmel und Bakterienwachstum zu verhindern. Am besten destilliertes Wasser verwenden, um Verkalkungen zu vermeiden.
• Stellen Sie Schalen oder Behälter mit Wasser auf Heizkörper oder in verschiedenen Räumen auf. Das Wasser verdampft und erhöht die Luftfeuchtigkeit.
• Nicht schön, aber sinnvoll: Hängen Sie frische Wäsche zum Trocknen im Raum auf.
• Pflanzen können durch ihre Transpiration zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit beitragen.
• Beim Kochen wird Feuchtigkeit freigesetzt. Lassen Sie den Deckel von Töpfen gelegentlich offen, um den Effekt zu verstärken.
• Lassen Sie die Badezimmertür offen, damit der Dampf in andere Räume ziehen kann und die Luftfeuchtigkeit erhöht wird.
• Regelmäßiges Lüften kann helfen. Bei sehr kaltem Wetter aber darauf achten, die Luftfeuchtigkeit nicht zu stark abzusenken.