Wissen Sie, welche Sorte dieser würzigen Rinde Sie verwenden? Ihrer Leber ist das nämlich nicht egal. Der Cumaringehalt sollte eher niedrig sein. Von Sabine Bisovsky.
Ceylonzimt besteht aus mehreren feinen Schichten, Cassiazimt hingegen aus einem einzelnen, relativ dicken Rinden-Röllchen. Das süßliche Aroma und der unverkennbare Duft von Zimt verfeinern nicht nur heimische Mehlspeisen wie Apfelstrudel, Kompott, Zimtschnecken, Lebkuchen oder Grießkoch.
Ohne die dekorativen Stangen und das braune Pulver würde uns im Advent mit Sicherheit etwas abgehen. Zimt ist DAS klassische Weihnachtsgewürz und ziert so manchen Adventkranz. Mittlerweile ist das Lorbeergewächs sogar das ganze Jahr über zum Trendgewürz geworden.
Immer beliebter werden exotische Gerichte, in denen Zimt als Teil von Gewürzmischungen eine tragende Geschmacksrolle spielt: Indisches Curry, Chutneys oder „Garam masala„ wären ohne Zimt undenkbar. Sogar Fleischgerichte wie Chili con Carne oder Bratensaucen bekommen mit einer Prise Zimt das gewisse Extra.
Essbare Rinde
Im Gegensatz zu fast allen anderen Gewürzen, bei denen wir Blätter oder Samen essen, handelt es sich bei Zimt um die getrocknete innere Rinde der immergrünen Zimtbäume. Aber haben Sie sich jemals gefragt, welche Zimt-Art Sie eigentlich zum Würzen verwenden? Wenn nicht, dann schauen Sie bei nächster Gelegenheit in Ihrer Küche nach. Ihrer Leber ist es nämlich nicht egal, womit Sie Keks-Teig, Glühwein, Punsch oder Porridge verfeinern.
Zimt ist nicht gleich Zimt
Cassia-Zimt (Cinnamomum aromaticum): intensiv duftend und weit verbreitet, überwiegend in China angebaut, erkennt man diese Zimtart an der typischen dicken Rindenschicht, die zu einem Röllchen eingerollt ist. Cassia-Zimt ist reich an Cumarin. Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum): kommt von der Gewürzinsel Ceylon, dem heutigen Sri Lanka. Die Stangen des Ceylon-Zimts sehen im Querschnitt aus wie eine angeschnittene Zigarre und bestehen aus mehreren sehr feinen Schichten. Ceylon-Zimt enthält kaum Cumarin.
Der Cumarin-Gehalt macht den Unterschied
Cumarin ist jener Aromastoff, der den Duft und die Wirkung von Zimt ausmacht. Aus der Anwendung von Cumarin in Medikamenten ist bekannt, dass bereits relativ niedrige Dosierungen bei empfindlichen Personen Leberschäden verursachen können. Als Arzneimittel wird Zimt traditionell bei Magen-Darm-Beschwerden eingenommen. Das reicht von erhöhten Leberenzymen bis hin zu Leberentzündungen.
Aber keine Panik. Wenn Sie ab und zu Zimt zum Würzen verwenden, ist das auch bei Cassia-Zimt kein Problem. Wer allerdings regelmäßig Zimt großzügig in Milchreis, Müsli oder Porridge rührt, sollte laut Bundesinstitut für Risikobewertung eher zum cumarinarmen Ceylon-Zimt greifen. Die dort enthaltenen Mengen sind gesundheitlich unbedenklich.
Wie viel ist zu viel?
Das Bundesinstitut für Risikoforschung hat berechnet, dass die gesundheitlich unbedenkliche Menge an Cumarin bei 0,1 mg pro kg Körpergewicht und Tag liegt. Erwachsene mit rund 60 kg Körpergewicht sollten also nicht mehr als 2 g Cassia-Zimt pro Tag aufnehmen – das entspricht etwa einem gestrichenen Teelöffel. Für eine 90 Kilo schwere Person wären es bis zu drei Gramm. Kinder entsprechend weniger.
Bei Kleinkindern mit einem Körpergewicht von 15 kg wäre die Höchstmenge z. B. mit 6 kleinen Zimtsternen oder 100 g Lebkuchen erreicht. Dabei ist zu bedenken, dass Cumarin nicht nur über Zimt, sondern auch über die derzeit so beliebte Tonka-Bohne in den Körper und damit zur Leber gelangt. Vorsichtig sollte man auch bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auf Zimt-Basis sein.
Achten Sie auf die Bezeichnung
Leider lassen sich die wenigsten Hersteller bei der Herkunft ihres Zimts in die Karten schauen. Denn die Herkunftsangabe ist nicht verpflichtend. Grundsätzlich ist Ceylon-Zimt teurer und hochwertiger als Cassia-Zimt. Daher können Sie davon ausgehen, dass diejenigen, die Ceylon-Zimt verwenden, dies auf die Verpackung schreiben. Findet sich keine Herkunftsbezeichnung, handelt es sich meist um Cassia-Zimt. Manche Hersteller mischen die Zimtarten auch, um allzu hohe Cumarinwerte zu vermeiden und dennoch Kosten zu sparen.
Zimt senkt NICHT den Blutzucker
Immer öfter werden Zimtkapseln zum „natürlichen“ Senken des Blutzuckers als Nahrungsergänzung propagiert und vor allem im Internet verkauft. Der entsprechende Wirkstoff ist einmal mehr Cumarin. Solche Mittel und die Empfehlung, zur Prävention von Diabetes Zimtpulver teelöffelweise zu sich zu nehmen, sollte man kritisch sehen. Die Plattform Medizin transparent hat dieses Thema auch mit einer Suche nach wissenschaftlich haltbaren Studien beleuchtet: Die aussagekräftigen Studien zeigen, dass Zimt offensichtlich keinen Vorteil für Diabetiker bringt bzw. den Blutzucker nicht senken kann.
Falls Sie jetzt noch etliche Cassia-Zimtstangen vorrätig haben, hängen Sie diese als Deko-Element an Geschenkpackerl oder auf Ihren Christbaum. Auch der kommende Adventkranz lässt sich damit hübsch dekorieren. Dort richten die duftenden Stangen mit Sicherheit keinen Schaden an. Denn ein Advent ohne Zimtduft ist ja wirklich undenkbar.
3 Tipps zum gesunden Zimt-Genuss
• Greifen Sie künftig am besten zum bedenkenlosen Ceylon-Zimt, auch wenn der Preis ein wenig höher liegt. Wer seinen Frühstücksbrei gerne täglich mit Zimt würzt und der exotischen Küche nicht abgeneigt ist, kann so mit ruhigem Gewissen den süßlichen Duft genießen.
• Achten Sie bei Fertigprodukten, die Sie häufig essen, auf die Zutatenliste. Oft werden Frühstücksflocken, Porridge-Produkte oder Kekse mit Zimt gewürzt.
• Zimtschnecken bzw. die momentan trendigen Cinnamon-Rolls, für die mancherorts Schlange gestanden wird, gehören nicht täglich auf den Speiseplan – vor allem jenem von Kindern. Sie sind darüber hinaus noch sehr süß und belasten den Zuckerstoffwechsel unnötig.