Foto: Reinhard Holl Foto: Reinhard Holl
WELLNESS & WOHLBEFINDEN

WIE DIE LIEBE KRISEN ÜBERWINDET

Interview mit Prof. Dr. Gerti Senger

Ist eine Beziehung wirklich „Arbeit“? 

Ich meine, dass Beziehung nicht Arbeit im Sinne notwendigen aber unliebsamen Tuns ist, sondern dass eine Beziehung „Beziehungskultur“ braucht. Beziehungskultur ist die Art und Weise, wie ein Paar zusammen lebt. Dazu gehören Höflichkeit, Unterstützung, Austausch, gegenseitige Förderung, Zärtlichkeit, körperliche Wertschätzung. Eine Vernachlässigung dieser Kriterien bedeutet den Verfall der Beziehung – wie eine Blume nicht gedeiht, die weder Licht noch Wasser bekommt. 

Viele Paare waren zu zweit durchaus harmonisch. Doch Kinder, finanzielle Sorgen und nicht zuletzt die Pandemie setzen ihnen stark zu. Was wäre der erste Schritt zu mehr Liebesglück? 

Eine Liebesbeziehung ist meist auf „Erweiterung“, also darauf angelegt, ein Kind miteinander zu zeugen. Das ist ein evolutionäres, emotional unbeschreibliches Erlebnis. Damit verbunden sind aber auch Entsagungen, Rücksichtnahme, Einsatzfreude, Toleranz, Flexibilität, Arbeit, finanzielle Einbußen, Karriere-Stopp, etc. Im Taumel des Kinderglücks wird das oft nicht bedacht. Treten diese Einschränkungen dann „unerwartet“ auf, zerbrechen Beziehungen oft. Mehr Liebesglück wäre zu erwarten, wenn die Einschränkungen von vornherein bewusst und vielleicht sogar Bewältigungs-Strategien überlegt werden. 

Wenn sich Paare über die Jahre auseinanderleben und größtenteils unterschiedliche Interessen haben – was ist ihre Chance? Was können sie tun? 

Wieder zusammenfinden bedeutet auch, neue Standpunkte klar zu definieren und bereit zu Veränderungen zu sein. Wer nicht bereit ist, etwas aufzugeben, einzuschränken oder neu zu lernen, verhindert Annäherung, auch wenn tausendmal beteuert wird, dass man zusammenfinden will. 

Mehr Schwung ins Sexleben bringen – wie kann das gelingen? 

Mehr Schwung ins Sexleben bringen, gelingt meist nur mit der Bereitschaft, Sex mehr Raum zu geben. In der ersten Zeit der Liebe gibt es fast nur Spontanes. Mit zunehmender Gewohnheit sollte Sex geplant und organisiert werden. Mit dem Essen kommt bekanntermaßen der Appetit. 

Die Partnerin/der Partner geht fremd. Ein großer Vertrauensbruch. Was nun? 

Ein Seitensprung hängt von den Umständen ab. Oft ist nicht der Umstand, dass Sex mit einem/einer Anderen stattgefunden hat Zerstörung, sondern die Umstände, unter denen der Verrat stattgefunden hat. Lügen, familiäre und individuelle Vernachlässigung, Langeweile usw. Darauf müsste geschaut werden und mögliche Veränderungen von beiden Beteiligten überlegt werden.

 

Dr. Gerti Senger ist Psychologin, Autorin und Imago-Therapeutin. Sie praktiziert in Wien. Seit 1981 ist sie die „Sexpertin“ der „Kronen Zeitung“.

 


IMAGO-THERAPIE
Die imago-Beziehungstherapie von Harville Hendrix beruht auf der Überlegung, dass die Partnerwahl aufgrund unseres unbewussten Bedürfnisses erfolgt, alles das zu korrigieren, was in Beziehungssituationen der frühen Kindheit verabsäumt wurde. Unsere grundlegenden Bedürfnisse nach Bindung, Akzeptanz, Lebensraum, Spiegelung oder Wertschätzung können ja nicht immer vollkommen befriedigt werden. Frustrationen sind auch bei den besten Eltern vorprogrammiert. Die/Der Partner, in den man sich verliebt, hat die idealen Voraussetzungen, frühe unbefriedigte Bedürfnisse zu erfüllen, löst also einen seelischen Heilprozess aus, während er selber gleichzeitig seelisch „wächst“.

INTERESSANTES

ESSEN & GENIESSEN
Alarmstufe ROT: was tun bei Heißhunger auf Süßigkeiten?

AKTUELLES
GUTE FRAGE: Dürfen Schwangere ihren Bauch einziehen?

GESUNDHEIT & VITALITÄT
Wenn die Augen ihren Schutz verlieren

SCHÖNHEIT & PFLEGE
Haut im Sommermodus

Angaben gem ECG und MedienGesetz: Medieninhaber, Hersteller und Herausgeber bzw. Diensteanbieter Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH & Co KG, Zeitungs- und Zeitschriftenverlag (FBN 3394t, HG Wien; Komplementärin: FN 72716k)